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  • AutorenbildClaudia Erzberger

Impulse / Gipfelglück

Aktualisiert: 14. Nov. 2020

Ist das Ziel der Gipfel oder liegt das Glück nicht bereits auf dem Weg dorthin?



Zum Jahresabschluss frage ich mich: "Wie viele Gipfel habe ich erklommen? Habe ich mein Ziel erreicht? War es ein gutes Jahr? Wie viele Täler musste ich durchqueren? Ganz nüchtern kann ich sagen - 2019 waren es 23 Gipfel bei knapp 20.000 zurückgelegten Höhenmetern. Ob das nun viel ist oder nicht - gut ist oder nicht, wer mag das schon beurteilen? Ich bin zufrieden und blicke gerne an jeden einzelnen Tag zurück, oft begleitet von wundervollen Menschen, manchmal auch alleine - ganz für mich. Und natürlich hätte es mehr sein können, wie eigentlich alles immer noch besser, schneller oder schöner sein könnte. Aber wieso sollte ich zweifeln an diesen schönen Momenten und Augenblicken!? /


Ähnliches gilt, wenn ich mich frage, ob ich meine persönlichen Gipfel - meine persönlichen Ziele und Visionen - für 2019 erreicht habe? Natürlich nicht! Denn wie oben bereits erwähnt, es könnte immer besser laufen. Und dennoch blicke ich auf ein sehr erfülltes, bewegtes und ereignisreiches Jahr zurück. Ich habe es wieder geschafft viel unterwegs zu sein - nicht nur in den Bergen - auch in Norwegen, Dänemark, Italien und Israel. Habe es geschafft meine Freundschaften zu pflegen und zu leben. Habe vielen Worten - Taten folgen lassen und zahlreiche Träume wahr werden lassen. Mit ganz viel Herzblut sind wunderbare Produkte entstanden, Projekte am Wachsen und Ungewissheiten am Brodeln - so dass ich mit wachen Augen und viel Neugier in das neue Jahr blicke. Und ja, es gab einige "Gipfelglückmomente" - bei denen ich das Gefühle hatte genau zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, mit den richtigen Menschen zu sein. Dies passiert bei weitem nicht jeden Tag - manche Tage waren windig, steil, holprig oder überfordernd. Aber ich erlebe es als großes Glück, dass ich mittlerweile sagen kann, dass ich jeden Tag zumindest in die richtige Richtung laufe. Ich vertraue auf meine Leitsterne - die meine Werte, Interessen und Ressourcen beinhalten - die mir den Weg schon zeigen, zu meinem ganz persönlichen "Gipfelglück", wo auch immer dieses Ziel liegen mag und wie auch immer es dort wohl aussieht. Oft finde ich es auch schon auf dem Weg dorthin. /


Lange Zeit war ich sehr perfektionistisch und hatte genaue Vorstellungen wie mein Leben so zu sein hat. Ich will dies nicht missen, so hat es mir doch manche Türen geöffnet. Der Spaß und die Lebensfreude kamen dadurch aber manchmal zu kurz. Und so habe ich die ein oder andere Glühweinparty im Studium durchaus verpasst. Ist nun also das "Gipfelglück" tatsächlich der reine Erfolg, das Erreichen des gesetzten Zieles oder nicht vielmehr auch das Glück im Miteinander, im Ausprobieren, im Genießen der Momente und des Auf-sich-zu-kommen-lassens? Nach wie vor habe ich ambitionierte Visionen und zum Teil sehr konkrete Vorstellungen wie etwas zu sein hat - einen genauen Lebensentwurf, wie mein Leben zu sein hat, das habe ich nicht mehr. Vielleicht war das eine der größten Errungenschaften und Gipfel im letzten Jahr - zu erkennen, dass ich nicht an allem festhalten muss, aber selbst so Vieles gestalten kann. Jeden Moment und jeden Augenblick. Es verleiht mir Leichtigkeit zu wissen, dass ich nicht genau weiß, wie es weitergeht, wo der Weg wohl hinführt. Mein Leben zu gestalten - mit den Menschen und Dingen die mir wichtig sind - gibt mir viel Freiraum alles andere auf mich zukommen zu lassen. Und ein ganz wunderbarer Nebeneffekt davon ist: die Augen öffnen sich für neue Perspektiven und Lebenswelten, schaffen Gelassenheit - statt Enttäuschungen, über die nicht erreichten (Lebens-)Ziele. /


Und sind es nicht eben genau diese Momente auf dem Berg, die uns manchmal so glücklich machen - die fernab vom Gipfel und dem eigentlichen Ziel liegen? Weil wir spontan in einen kühlen Bergsee springen, weil wir vom Weg abgekommen sind und eine viel schönere Route finden, weil wir stolz und erleichtert sind - dass wir auch ohne Navi und vielleicht ein paar extra Metern zurück zum Parkplatz gefunden haben, weil aus dem Warten auf den Kaspressknödel ein netter Plausch mit dem Tischnachbarn wurde, weil uns der Regen einen Strich durch die Rechnung macht und es dafür Kuchen gibt? Mir fallen noch unzähliger solcher Momente ein und es wäre doch so schön, dies auch auf unsere Leben zu übertragen.


Dennoch will ich nicht abstreiten, dass mein "Gipfelglück" durchaus auch darin besteht, Zähne zusammenzubeißen und mich den ein oder anderen Höhenmeter hoch zu quälen. Ich liebe es die Herausforderung zu spüren. Im Anschluss bin ich stolz darauf oben zu stehen - stolz darauf, dass ich nicht aufgegeben und mich durchgebissen habe. Ich kann die Weite spüren, die Luft zum Atmen und alles andere hinter mir lassen. Und so muss man sich wohl auch im Leben so Manches erkämpfen, die ein oder andere steile Passagen kraxeln, Umwegen einschlagen oder Wege öfter gehen. So sitze ich hier nun also, noch mit einem ordentlichen Muskelkater des gestrigen Berg- und Gipfelglücktages in den Knochen. Und genau mit diesem wohligen Gefühl der Freude und Entspannung, möchte ich in´s neue Jahr blicken - und bin gespannt welche Gipfel und Täler auf mich warten werden: sie wollen bestiegen, durchquert und erlebt werden. Auf, in ein bewegtes Jahr 2020!



Und wer einen sauguten, kompetenten und lässigen Skiguide sucht, der sollte sich dringend bei Flo melden @flofriessnegg.com #feelgoodskiguide



Bitte bedenkt: In den Bergen ist immer Vorsicht an gebracht - achtet auf eure Grenzen, geht nicht darüber hinaus und informiert euch gut! Die Sicherheit steht immer an erster Stelle.

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